Über Zercur®

Die Sicherung und Förderung der Qualität in der Versorgung der Patienten und Patientinnen ist heute zu einem zentralen Element in der Gesundheitsversorgung geworden. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Qualifikation des Personals. Vor diesem Hintergrund setzen die geriatrischen DRGs "qualifiziertes Personal" voraus; im Rehabereich findet dieser Gedanke über die verschiedenen Qualitätssicherungsverfahren Eingang.

Im Jahr 2005 hat der Bundesverband Geriatrie mit der Entwicklung und Konzipierung von Fort- und Weiterbildungen für die Geriatrie begonnen. Ziel war es, eine alternative Fortbildung zu entwickeln, welche alle notwendigen Grundlagen im Sinne des Teamansatzes in der Geriatrie vermittelt, sich jedoch zugleich zeitlich auf das wirklich wesentliche Basiswissen beschränkt. Das erworbene Basiswissen sollte in der weiteren Folge durch eine fachspezifische Weiterbildung für die einzelnen Professionen vertieft werden können.

Als Ergebnis hat der Bundesverband Geriatrie die Fort- und Weiterbildungsqualifizierung "ZERCUR GERIATRIE®" entwickelt.

Dieses zertifizierte Curriculum Geriatrie gliedert sich wie folgt:

  1. ZERCUR GERIATRIE® Basislehrgang (seit Dezember 2006 im Regelbetrieb)
  2. ZERCUR GERIATRIE® Fachweiterbildung Pflege (seit 2010)
  3. ZERCUR GERIATRIE® Fachweiterbildung Therapeuten (ab 2017)
  4. ZERCUR GERIATRIE® Pflegehelfer (ab 2018)
  5. ZERCUR GERIATRIE® Entlassmanagement in der Geriatrie (Pilot ab 2022)


Zercur Gruppe

Interview mit einer Teilnehmerin der „ZERCUR GERIATRIE®-Fachweiterbildung Pflege:

Im November 2017 fanden die 12. Abschlussprüfungen der „ZERCUR GERIATRIE®-Fachweiterbildung Pflege“ statt. Eine der erfolgreichen Absolventinnen ist Dunja Wondra. Als Krankenpflegerin leitet sie den Bereich Innere Medizin und Geriatrische Rehabilitation im Klinikverbund der Kliniken Südostbayern AG, Kreisklinik Trostberg.


Bundesverband Geriatrie: Gratulation zum erfolgreichen Abschluss der geriatrischen Fachweiterbildung! Fortan dürfen Sie sich „Fachpflegekraft Aktivierend-therapeutische Pflege Geriatrie“ nennen. Welche neuerworbenen Qualifikationen verbergen sich hinter dem Titel?

Dunja Wondra: Vielen Dank für die guten Wünsche. Der Inhalt der 520 Pflichtstunden in den unterschiedlichen Modulen ist hauptsächlich definiert über die aktivierend-therapeutische Pflegetätigkeit am und vor allem mit unseren geriatrischen Patienten. Viele der angebotenen Themen sind praxisrelevant und alltagstauglich. Ein Großteil der Lerninhalte wird zudem in anschaulicher Weise, zum Beispiel in praktischen Übungen, geschult.

Das Grundverständnis für Begrifflichkeiten wie beispielsweise Geriatrischer Patient, Aktivierend-therapeutische Pflege, Geriatrische frührehabilitative Komplexbehandlung sowie Gesetzesgrundlagen der Abrechnung in den verschiedenen geriatrischen Einrichtungen wird vermittelt. Das Bobath-Konzept, Validation, Kontinenz und Dysphagie sind nur einige der Grundlagenelemente, die für die Pflege unserer geriatrischen Patienten gelehrt werden. Vertieft werden diese durch den Unterricht für spezifische Krankheitsbilder wie zum Beispiel pulmonale und kardiologische Erkrankungen, neurophysiologische Störungen, organische Hirnschädigungen, Stoffwechselerkrankungen und viele mehr.

Qualifizieren kann man sich mit diesem neu erworbenen Titel hauptsächlich im Bereich der Aktivierend-therapeutischen Pflege in der Geriatrie, im Bereich der interdisziplinären Zusammenarbeit, dem Grundverständnis für das Fachgebiet Geriatrie im Allgemeinen und letztendlich erwirbt man eine Fülle von wichtigen Zusatzinformationen zum Beispiel zum Thema Multimedikation, Ethik, Kinästhetik, kultursensibler Umgang und wissenschaftliches Arbeiten, um nur einige wenige zu nennen. Das Verfassen und Präsentieren der Facharbeit hilft einem hierbei, sein Wissen nochmals zu vertiefen und auch anzuwenden.

Welche Inhalte schätzen Sie für Ihre berufliche Tätigkeit als besonders wichtig ein? Haben Sie Themen vermisst?

Für meine berufliche Tätigkeit besonders wertvoll war unter anderem der 2-wöchige Bobath-Grundkurs in Karlsruhe, Langensteinbach. Die Kursleiter verstanden es in wunderbarer Weise, die theoretischen Inhalte anschaulich zu vermitteln und die Teilnehmer konnten anschließend ihr neu erworbenes Wissen durch Selbsterfahrung und im Umgang mit den Patienten sofort umsetzen.

Viel Neues lernen durfte ich auch bei den Dozentinnen aus dem Hamburger Albertinen-Haus, die uns zwei Tage in Aktivierend-therapeutischer Pflege unterrichteten, bei dem Seminar über Inkontinenz in Berlin oder beispielsweise bei dem Modul Sprach-und Sprechstörungen in Gütersloh. Vermisst habe ich lediglich in einigen Modulen die ausführlichere Darstellung der Nationalen Expertenstandards. Das Modul Aktivierend-therapeutische Pflege in der Geriatrie hätte durchaus noch weitere Tage umfassen dürfen.

Wie empfanden Sie den Aufbau und Ablauf der Fachweiterbildung? War eine Vereinbarkeit von Beruf und Weiterbildung gegeben?

Ich habe die Fachweiterbildung in einem Zeitraum von acht Monaten absolviert und kann sagen, dass dies schon hin und wieder eine Herausforderung war. Die Module bei den verschiedenen Anbietern in diesem relativ kurzen Zeitrahmen zu buchen, erforderte ein hohes Maß an Logistik und Flexibilität. Ich hatte zwar das große Glück, dass mich mein Arbeitgeber, meine Kollegen und meine Familie maximal unterstützten und darf im wunderschönen Chiemgau leben und arbeiten, aber die vielen Reisen durch die ganze Republik waren schon einige Male sehr anstrengend.

Nichtsdestotrotz, würde ich diese Fachweiterbildung sofort wieder machen, eventuell würde ich mir ein halbes Jahr länger Zeit dafür lassen. Schade finde ich, dass im südlichen Teil Deutschlands leider nur sehr wenige Module angeboten werden. Bayern hat hier definitiv noch Aufholbedarf. Organisiert waren die Veranstaltungen und auch die Prüfung bei durchweg allen Veranstaltern sehr gut. Besonders gefallen hat mir hier Berlin mit hervorragenden Dozenten, auch Hamburg und Gütersloh haben eine sehr hohe Schulungsqualität.

Was hat Ihnen besonders gut gefallen? Würden Sie die Fortbildung Ihren Kolleginnen und Kollegen weiterempfehlen?

Der extrem hohe Benefit dieser Qualifikation hat mich veranlasst, mit unserem Bildungszentrum in Traunstein und unserer leitenden Ärztin in der Geriatrie, Frau Dr. Gerusel-Bleck, sowie unserer Pflegedirektorin, Frau Großauer, für das Jahr 2018 zu planen, einen Großteil der geforderten Pflichtmodule hier in Traunstein anzubieten. Selbstverständlich möchte ich sehr gerne einem großen Teil meiner Kollegen, die in einem geriatrischen Bereich arbeiten, aber auch Altenpflegekräfte und Mitarbeiter aus anderen therapeutischen Einrichtungen die Teilnahme an dieser Fachweiterbildung ermöglichen. Wieder sensibler für unsere geriatrischen Patienten zu werden, Wissen zu mehren, sich der Nähe und Empathie zu unseren Patienten wieder bewusster zu werden und dies mit seinen Kollegen zu teilen, hat mir besonders gut gefallen.

Das Gespräch führte Matthias Witzmann.